Die politischen Veränderungen der dreißiger Jahre fanden in der Ausschaltung des Nationalrates am 4. März 1933 und mit dem Verbot der Sozialdemokratie im Februar 1934 zwei ihrer undemokratischen Höhepunkte.

Der autoritäre Ständestaat brachte auch für die Bediensteten der Eisenbahnen gewaltige Veränderungen der Arbeitsbedingungen mit sich: Massive Entlassungen, Herabsetzung der Eisenbahnerpensionen, Auszahlung der Gehälter in drei Raten, Aufhebung der Versammlungs- und Pressefreiheit, Dienstrechtsänderungen ohne Rücksprache mit der Personalvertretung, um nur einige Beispiele zu nennen…

Die sozialdemokratischen Eisenbahner leisteten Widerstand. So forderten etwa die freien Gewerkschaften im Untergrund ihr Organisationsrecht ein und machten dabei auf die untragbare Situation der Eisenbahner und Straßenbahner aufmerksam: „Sie haben weder Einfluss auf die Auswahl Ihrer ‚Vertreter‘, sie haben keinen Einfluss auf Ihr Dienstrecht, auf Ihre Arbeitszeit, die Diensteinteilung! […] Warum für die Mehrheit der Eisenbahner und Strassenbahner nicht dasselbe Recht, wie für die christliche und nazistische Minderheit? […] Das muss der Ruf sein, mit dem wir unser Organisationsrecht erkämpfen!“

Flugblatt der freien Gewerkschaften im Untergrund, April 1937.

Mit dem faschistischen System verbundene Funktionäre durchdrangen so immer mehr typische Arbeiterorganisationen wie die Eisenbahn. Bewerber mussten sich als Mitglieder von Wehrformationen (z. B. Heimwehr) ausweisen – Ausnahmen wurden nur selten geduldet.

1934 gelang es Karl Reinthaler dennoch wieder in den Eisenbahnerdienst aufgenommen zu werden. Zunächst arbeitete er in der Oberbauwerkstätte in Wörth, ein Jahr später erhielt er die Möglichkeit, wieder nach St. Pölten zurückzukehren. Da er als “Roter” bekannt war, reagierten seine Arbeitskollegen ablehnend auf ihn. Trotz seines guten Eignungstests, der Karl erst den Wiedereintritt in den Eisenbahnerdienst ermöglichte, konfrontierten systemtreue Arbeitskollegen ihn immer öfters mit Sätzen wie “Unsere Heimwehrler stehen ohne Arbeit auf der Straße und ein Roter wird uns vor die Nase gesetzt”. Für ihn stand damals fest, bereits abgestempelt zu sein. Lange hielt es ihn – wahrscheinlich aufgrund der Ablehnung seiner Person durch die Kollegen – nicht in St. Pölten, denn im Spätherbst 1936 wurde er nach einer Ausbildung zum Wagenmeister am Güterbahnhof Gnigl und am Hauptbahnhof Salzburg für sechs Monate als “Mädchen für alles”, wie er es selbst bezeichnete, nach Saalfelden (Bezirk Zell am See) versetzt. Er übernahm in dieser Zeit sowohl Aufgaben als Schlosser als auch als Wagenmeister. Das Versprechen des Bahnhofsvorstandes von Salzburg, Karl könne nach diesen sechs Monaten wieder nach Salzburg zurückkehren, sollte von ihm allerdings nicht eingelöst werden.

karl-reinthaler_lokfuehrer-1939Karl Reinthaler als junger Lokführer in Saalfelden, 1939 [Quelle: Privat]

Wie in allen anderen Eisenbahn-Knotenpunkten hatten auch die Saalfeldener Sozialisten vor ihrem Verbot zu großen Teilen aus Eisenbahnern bestanden. In den Kernschichten der ehemaligen Partei wurde die sozialistische Gemeinschaft als Schutz- und Hilfsgemeinschaft trotz der zerschlagenen Strukturen weitergelebt und bildete die Basis für den Widerstand nach 1934. Dieses sympathisierende politische Umfeld fand auch in zahlreichen widerständischen Alltagsverhalten seinen Niederschlag und Ausdruck. Dabei arbeiteten Revolutionäre Sozialisten und Kommunisten auf enge Weise zusammen. Illegale Informationen wurden über das fahrende Personal der Eisenbahn beschafft, die heimlich streng verbotene Zeitungen transportieren. Doch die Ränder des sozialistischen Milieus waren schon vor 1934 aufgeweicht: Vor allem die beständig steigende Arbeitslosigkeit machte etliche Betroffene für die Agitation der NSDAP empfänglich.

Bei den 5. Akademischen Winterspielen in Zell am See war Landeshauptmann Rehrl
(über Kruckenkreuz) Gastgeber der reichsdeutschen Mannschaft (mit Hakenkreuz).

Die politische Verwaltung Saalfeldens hatte ab 1934 nichts mehr mit demokratisch gewählten Strukturen zu tun. Bürgermeister Riedler wurde am 13. Februar 1934 von der Heimwehr am Betreten des Gemeindeamtes gehindert und in der Folge seines Amtes enthoben. Bis 1936 leitete Johann Eiböck als kommissarischer Verwalter die Arbeit in der Marktgemeinde. 1936 wird Bartholmäus Fersterer als Bürgermeister eingesetzt. Ihm folgte zwei Jahre später Hans Großlercher. Recherchiert man in den für Saalfelden (in “Widerstand und Verfolgung”) veröffentlichten Akten des Gendarmeriepostens Saalfelden, so sind für die Jahre 1934 bis 1938 eine Reihe von Widerstandsaktivitäten zu verzeichnen.